Die Nierentransplantation ist die natürliche (physiologische) Nierenersatztherapie.
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Links zu externen Websites:
Eurotransplant: https://www.eurotransplant.org/cms/index.php?page=pat_germany
Statistiken zur Organspende: https://www.organspende-info.de/zahlen-und-fakten/statistiken/
Transplantationsgesetz: http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/tpg/index.html
Wer bekommt eine neue Niere?
Die Altersgrenze für eine Transplantation liegt heute bei etwa 65 Jahren. Sie orientiert sich aber nicht genau am Geburtsdatum, sondern auch an dem sogenannten „biologischem Alter“. Manchmal sind 70 jährige Menschen gesünder als 50 jährige. Um das festzustellen müssen eine Reihe Untersuchungen durchgeführt werden. Doch zunächst muss sich der Patient entscheiden ob er transplantiert werden will. Das ist eine persönliche Entscheidung, die jedem einzelnen überlassen werden muss. Nach dieser Entscheidung ist zunächst zu prüfen, ob eine Transplantation aus gesundheitlichen Gründen möglich ist. Das bedeutet, dass eine Reihe von Untersuchungen notwendig sind um angemeldet zu werden.
Wie werden die Organe verteilt?
Eurotransplant ist eine gemeinnützige Stiftung und ist seit 1967 für die Vermittlung aller Organe zuständig.
In Eurotransplant sind folgende Länder zusammengeschlossen:
- Deutschland
- Österreich
- Niederlande
- Belgien
- Luxemburg
- Slowenien
- Kroatien
- Ungarn
Durch den Zusammenschluss der Länder haben die Patienten größere Chancen, ein immunologisch passendes Organ zu bekommen oder „in dringenden Fällen“ sehr schnell transplantiert zu werden.
Bei Eurotransplant sind alle Patienten der Mitgliedsländer registriert, die auf eine Niere, Leber, Herz, Lunge oder Pankreas warten.
Die Spenderorgane werden nach festgelegten Kriterien an Patienten auf den Wartelisten vergeben. Die Vermittlungskriterien sind für die einzelnen Organe unterschiedlich. Im Vordergrund stehen Verträglichkeit, Erfolgsaussicht, Wartezeit und Dringlichkeit.
Die Bundesärztekammer hat gemäß dem Transplantationsgesetz (§ 16) Richtlinien für die Organvermittlung erlassen, die von Eurotransplant im Laufe des Jahres 2000 umgesetzt worden sind.
Die Verteilung erfolgt nach einem aufwendigen Verteilungsschlüssel. Für jedes gemeldete Organ wird eine Liste der 10 bestmöglichen Empfänger erstellt.
Diese Liste entsteht durch eine Punktevergabe für folgende Kriterien:
- Voraussetzung ist Blutgruppenverträglichkeit und eine Verträglichkeit des Immunsystems. Je besser die Niere passt, um so mehr Punkte erhält der Patient.
- Die Wartezeit wird in Punkte umgerechnet.
- Es gibt für Kinder unter 16 Jahren eine einmalige Punktzahl.
- Es gibt eine Punktzahl für die Entfernung zwischen dem Spenderkrankenhaus und dem Empfängerzentrum (je schneller eine Niere transplantiert wird, desto besser sind die Ergebnisse).
- Für Notfallpatienten wird eine feste Punktzahl verteilt.
- Es wird die nationale Austauschrate berücksichtigt, damit in jedem Land in etwa so viele Nieren transplantiert werden, wie auch gespendet werden.
Aus dieser Rechnung ergibt sich eine Rangliste von 10 Patienten, von denen der mit der höchsten Punktzahl zuerst angerufen wird. Kann er aus gesundheitlichen oder privaten Gründen nicht transplantiert werden, so wird der nächste informiert. Für ein anderes Organ wird erneut eine Liste nach den oben genannten Kriterien erstellt, wobei die Verträglichkeit das wichtigste Kriterium ist.
Weitere Informationen zu Eurotransplant finden Sie auf https://www.eurotransplant.org/cms/index.php?page=pat_germany
Ist die Verteilung gerecht?
Wie bei jedem Auswahlverfahren gibt es auch bei der Organverteilung Härtefälle und Situationen, die als ungerecht beurteilt werden. Die Mitglieder von Eurotransplant treffen sich daher regelmäßig und besprechen die Verfahren, führen Veränderungen durch, und versuchen die Verteilung so gerecht wie möglich zu machen.
Wie lange wartet man auf eine neue Niere?
Die durchschnittliche Wartezeit beträgt in Deutschland zur Zeit etwa 6-10 Jahren. Sie schwankt von Jahr zu Jahr, denn sie hängt von der Anzahl an gespendeten Organen ab.
Warum warten die Patienten so unterschiedlich lange auf ein Organ?
Da die Verträglichkeit das entscheidene Kriterium für die Vergabe eines Organs ist, haben manche Patienten sehr viel Glück und es steht sehr schnell ein optimales Organ zur Verfügung. In diesem Fall „überholen“ sie Patienten die länger warten, denn die Verträglichkeit von Spenderorgan und Empfänger hat oberste Priorität.
Umgekehrt kann man sich vorstellen das ein Patient mit Antikörpern, der auf fast alle fremden Stoffe mit einer Abstoßung reagiert viel länger warten muss.
Wo werden Transplantationen durchgeführt?
Heute ist die Transplantation ein etabliertes Behandlungsverfahren, das in etwa 50 Kliniken der Bundesrepublik praktiziert wird. Hierzu zählen alle Universitätskliniken sowie einige große Krankenhäuser in den Großstädten.
Wartet man in jedem Transplantationszentrum gleich lange auf eine neue Niere?
Durch die Verteilungsregelung über Eurotransplant ist eine gleichmäßige Verteilung der Organe sichergestellt, so dass in allen Zentren die Wartezeiten in etwa gleich sind.
Wo wird die Niere eingepflanzt?
Die Niere wird in die linke oder rechte Leistengegend eingesetzt. Hier ist genügend Platz vorhanden, das Operationsgebiet ist gut zugänglich. Außerdem kann das Organ gut an die Beckengefäße angeschlossen und später die Niere gut untersucht werden. In der Regel bleiben die eigenen Nieren im Körper. Nur wenn der Verdacht auf eine Infektion oder ein Gewächs in den eigenen Nieren besteht, werden diese vor einer Transplantation entfernt.
Welche Untersuchungen sind vorher notwendig?
Neben vielen verschiedenen Blutuntersuchungen sind folgende Untersuchungen Voraussetzung: Magenspiegelung, Dickdarmspiegelung ( wenn älter als 50 Jahre ),Röntgen von Herz und Lunge, EKG, Ultraschall der Blutgefäße des Halses und des Beckens, urologische Untersuchung, HNO- ärztliche Untersuchung, zahnärztliche Untersuchung und bei Frauen eine gynäkologische Untersuchung. Bei Diabetikern ist heute auch ein großer Herzkatheter (Koronarangiographie) erforderlich. Sollte bei diesen Untersuchungen eine Störung oder Erkrankung entdeckt werden, so muss diese zunächst behandelt und kontrolliert werden bevor eine Anmeldung zur Transplantation möglich wird.
Wie erfolgt die Anmeldung zur Transplantation?
Sind alle Untersuchungen komplett und ohne krankhaften Befund, so erfolgt die Anmeldung in einem Transplantationszentrum. Hinsichtlich der möglichen Wartezeit spielt es heute dabei keine Rolle mehr in welchem Zentrum man angemeldet ist. Die Entscheidung über die Klinik wird gemeinsam zwischen Arzt und Patient besprochen. Entscheidend ist sicherlich die Entfernung zum Transplantationszentrum. Nach der Anmeldung erfolgt dort ein Aufklärungsgespräch. Im Transplantationszentrum nimmt man noch einmal Blut ab um den Immunstatus zu prüfen, der für das Herausfinden eines passenden Organs notwendig ist. Nach diesem Termin kommt der Patient auf die Warteliste.
Wieso müssen so viele Untersuchungen vor der Transplantation erfolgen?
Da nach der Transplantation das Immunsystem durch Medikamente stark geschwächt wird, um eine Abstoßung zu verhindern, muss vorher sicher gestellt sein, dass der Patient durch die Transplantation nicht gefährdet wird. Insbesondere müssen Infektionskrankheiten und Herz- Kreislauferkrankungen ausgeschlossen werden.
Wie schnell muss man in der Klinik sein, wenn eine neue Niere da ist?
Nach dem Anruf, das ein Organ zur Verfügung steht, bleibt genug Zeit in Ruhe in die Klinik zu fahren. Eine „Blaulichtfahrt“ ist nicht notwendig. Allerdings sollte man sich sofort auf den Weg machen. Genaue Informationen erhält man von dem Arzt, der den Anruf durchführt.
Was muss man in die Klinik mitnehmen?
In den ersten Tagen nach der Transplantation liegen die Patienten auf einer Isolierstation, auf die keine eigenen Sachen mitgenommen werden dürfen. Dieses dient dazu eine Infektion zu vermeiden, da das Abwehrsystem durch die Medikamente stark geschwächt ist. Somit braucht man keine persönlichen Sachen mitzunehmen. Alles wird dort gestellt. Später nach der Verlegung auf die Normalstation trägt man seine eigenen Sachen.
Wie lange dauert eine Nierentransplantation?
Die Operation dauert etwa 1-2 Stunden. Nach der Operation kommt man auf die Transplantationsstation wo die Einstellung auf die notwendigen Medikamente erfolgt und nach 2-3 Wochen wird der Patient entlassen. Danach sind anfangs noch wöchentliche Untersuchungen im Transplantationszentrum oder in der nephrologischen Praxis notwendig. Später erfolgen diese Untersuchungen in größeren Abständen von 4 bis 6 Wochen. Fahrten in das Transplantationszentrum erfolgen dann nur noch selten.
Welche Risiken hat die Operation?
Ein Erfolg der Transplantation kann nicht garantiert werden. Es kann sein das es zu einer Abstoßung kommt und die Niere nicht funktioniert. Eine solche Abstoßung kann dann erfolgreich mit hochdosierten Medikamenten behandelt werden. Durch die Medikamente kann es zu Nebenwirkungen kommen. Diese Nebenwirkungen der wichtigsten Medikamente sind unter der Frage „Haben die Medikamente Nebenwirkungen?“ aufgeführt. Nebenwirkungen können den Krankenhausaufenthalt verlängern bzw. die langfristige Funktion der neuen Niere verschlechtern. Deswegen ist eine sehr genaue Überwachung notwendig.
Wie lange hält eine transplantierte Niere?
Durch einen bis heute noch nicht genau erforschten Prozess den die Mediziner chronische Abstoßung nennen kommt es, trotz aller Medikamente zu einem langsamen Funktionsverlust der transplantierten Niere. Konkret bedeutet das, dass nach 3 Jahren nur noch etwa 80-90% der Organe funktionieren. Danach verlieren pro Jahr etwa 10% der Organe die Funktion. Entscheidend für den Verlauf der Nierenfunktion ist die Frage wie gut das Organ zu Ihnen passt.
Welche Medikamente muss man nach der Transplantation einnehmen?
Die Medikamente (Immunsuppressiva) die gegen eine Abstoßung einzunehmen sind, heißen (in Klammern der jeweilige Wirkstoff):
- Sandimmun ® (Cyclosporin A)
- Decortin H ® oder Prednisolon® (Prednisolon)
- Prograf ® (Tacrolimus)
- Cellcept ® (Mofetil-Mycophenolat (MMF))
- Imurek ® (Azathioprin)
- Certican ® (Everolimus)
In der Regel bekommt man am Anfang 3 verschiedene, später 2 Medikamente von denen eines immer Kortison (Prednisolon®, Decortin H®) ist. Diese Medikamente müssen genau nach Vorschrift genommen werden, sonst kann es zu einer Abstoßung oder schweren Nebenwirkungen kommen.
Haben die Medikamente Nebenwirkungen?
Die wichtigsten Medikamente die in der Transplantationsmedizin eingesetzt werden, und deren wichtigsten Nebenwirkungen sind nachfolgend aufgeführt:
- Decortin H ® oder Prednisolon® (Prednisolon)
Häufigste Nebenwirkungen: Gewichtszunahme, volleres Gesicht, Bluthochdruck,, grauer Star, Osteoporose, empfindlichere Haut, Akne.
- Sandimmun ® (Cyclosporin A)
Häufigste Nebenwirkungen: Hoher Blutdruck, vermehrter Haarwuchs, Zittrigkeit, in zu hoher Dosis Nierenschäden.
- Prograf ® (Tacrolimus)
Häufigste Nebenwirkungen: Hoher Blutdruck, Zittrigkeit, in zu hoher Dosis Nierenschäden.
- Imurek ® (Azathioprin)
Häufigste Nebenwirkungen: Blutarmut, Schädigung des Knochenmarks.
- Cellcept ® (Mofetil-Mycophenolat / MMF)
Häufigste Nebenwirkungen: Durchfall, Magen- Darmbeschwerden, Blutbildveränderungen.
- Certican ® (Everolimus)
Häufigste Nebenwirkungen: Durchfall, Magen-, Darmbeschwerden, Blutbildveränderungen, Bluthochdruck, Blutfetterhöhung, Infektionen durch Bakterien, Pilze oder Viren, empfindlichere Haut, Akne
Nebenwirkungen können auftreten, müssen aber nicht, da jeder Mensch unterschiedlich auf Medikamente anspricht. Manchmal reagieren Menschen allergisch auf Medikamente. Verglichen mit der Dialysebehandlung ist die Transplantation bis heute das beste Verfahren zur Behandlung des chronischen Nierenversagens. Die Vorteile der „neuen Niere“ wiegen mögliche Nachteile und Komplikationen eindeutig auf.
Was ist eine Lebendspende?
Seitdem in Deutschland das Transplantationsgesetz verabschiedet wurde (Dezember 1997) wird auch hierzulande die Organverpflanzung von einem Menschen auf den anderen vermehrt durchgeführt.
In den USA wurde dieses Verfahren bereits seit längerem erfolgreich durchgeführt. In Europa gab es wegen rechtlicher Unsicherheiten und einer allgemein schwierigen psychologischen Situation lange Bedenken.
Die vorliegenden Ergebnisse bisheriger Lebendspenden zeigen, dass das Risiko für den Spender sehr gering ist. Die Lebenserwartung der Menschen die dann nur noch eine Niere haben liegt nahezu genauso hoch wie bei gesunden. Die Sorge als Spender durch einen Unfall oder eine Erkrankung die verbliebene Einzelniere zu verlieren ist zwar berechtigt, aber auch hier zeigen die langjährigen Erfahrungen, dass dieses extrem selten vorkommt.
Eine Lebendspende, auch Verwandtentransplantation genannt, ist grundsätzlich möglich wenn bei Spender und Empfänger die gleiche AB0-Blutgruppe vorliegt. Die Rhesusgruppe spielt hier keine Rolle. Als Spender werden vom Gesetzgeber Verwandte ersten und zweiten Grades, Ehepartner oder Personen, die dem Empfänger in besonderer Weise nahestehen akzeptiert. Neben den medizinischen Voruntersuchungen bei Spender und Empfänger sind zwei Gespräche mit einem Psychologen im Transplantationszentrum vorgeschrieben, um zu prüfen ob auch wirklich eine freiwillige Organspende, ohne finanzielle Interessen, oder andere Druckmittel, geplant ist. Dieses psychologische Gutachten wird von der Ärztekammer geprüft. Erst danach kann die Organverpflanzung vorgenommen werden.
Neben den beschriebenen Untersuchungen des Empfängers (siehe oben) muss beim möglichen Spender geprüft werden, ob bei ihm ohne Risiko eine Niere entnommen werden kann. Hierzu sind eine Reihe von Untersuchungen notwendig, die alle ambulant durchgeführt werden können.
Jeder gesunde Mensch, dessen Nieren normal arbeiten kann eine Niere spenden. Vor einer geplanten Nierenspende erfolgt eine gründliche Untersuchung des Spenders. Insbesondere wird untersucht ob das Immunsystem des Empfängers die zu spendende Niere nicht abstößt. Voraussetzung für eine Nierenspende eines lebenden Menschen ist nach dem Transplantationsgesetz, dass
„…eine Spende nur an Verwandte ersten oder zweiten Grades, Ehegatten, Verlobte oder andere Personen, die dem Spender in besonderer Verbundenheit offenkundig nahestehen möglich ist…“
(Zitat aus dem Transplantationsgesetz- TPG Nov.1997)